PERFORMING ARTS & DIGITALITÄT

Das Festival 30.09.–03.10.2022

DAS FESTIVAL
Und wie geht’s weiter ... ?

Als wir uns im Frühsommer 2020 entschlossen, die erste Ausgabe des Festivals durchzuführen, hatten wir den ersten Lockdown bereits hinter uns und hofften, dass das eine einmalige, beherrschbare Situation sein würde. Die ersten Herbsttage ließen dann aber sehr schnell erahnen, dass es anders kommen wird. Mit der Terminierung auf das erste Oktoberwochenende waren wir in der glücklichen Lage, das Festival gerade noch so durchführen zu können, allerdings mit erheblichen Einschränkungen. Eine Woche später folgte dann schon der zweite, weitaus längere Lockdown, der den gesamten Kulturbetrieb über viele Monate zum Stillstand brachte.

Diese Zeit der Schließungen und Kontaktbeschränkungen haben die Theater und freien Produktionshäuser genutzt, um mit Online-Formaten in bisher nicht gekanntem Umfang zu experimentieren. Die technische Infrastruktur wurde jetzt erst richtig ausgebaut und das notwendige Know-how erweitert. Ein regelrechter Innovationsschub setzte ein, und an einigen Häusern entstanden eigens digitale Sparten.

Zwei Jahre On-and-Off-Lockdowns sorgen seitdem für eine einmalige Konjunktur an Netztheaterproduktionen und medialen Transformationen von Theaterinszenierungen in Filme, Web-Serien oder interaktive Live-Performances sowie alle Mischformen dazwischen. Doch was davon wird bleiben? Was davon ist zukunftsfähig? Welche Formate und Produktionsweisen haben sich bewährt, was kann online bestehen, und was davon verändert auch den analogen Bühnenraum? PAD 02 wird aufzeigen, was sich in den letzten zwei Jahren verändert hat und neue Expert:innen und Allianzen auf dem Gebiet vorstellen. #Liveness und #Interaktion sind dabei thematische Schwerpunkte, die die digitalen Innovationen der (post-)pandemischen Zeit prägen.

Das Festival gliedert sich in ein Gastspiel-, ein Online- und ein Konferenzprogramm. 13 hochkarätige, vielfach mit Preisen ausgezeichneten Produktionen nationaler und internationaler Künstler:innen, die dank zahlreicher Kooperationspartner:innen an verschiedenen Spielorten in der Stadt gezeigt werden können, verbinden innovative Technologien mit neuen Erzählformen. Die Varianz reicht von multisensorisch-begehbarer Hörspiel-Installation über VR-Produktionen bis zu explorativem Game und Stadtrundgängen mit Live-Performance.

Das Onlineprogramm befasst sich vor allem mit der Frage, wie filmische/mediale Formate mit Theaterdramaturgie kombiniert werden können. Herausragende Beispiele für den Theaterfilm / die Theaterserie setzen ästhetisch Maßstäbe und zeigen, dass hier ein neues Genre entsteht, das mit dem bekannten Abfilmen oder Streamen von Bühnengeschehen nichts gemeinsam hat. Hybride Mischformen, in denen Schauspielende und Publikum vor Ort und im Netz auf verschiedene Weise Teil eines Stücks werden, machen jede Aufführung einzigartig und bieten je nach Zugang unterschiedliche Erlebnisse. odysseus.live (UA) in der Inszenierung von Cosmea Spelleken, dessen Premiere wir in der Online-Version bereits am Vorabend des Festivalstarts zeigen können, ist ein zukunftsweisendes Beispiel dafür. Über diese künstlerischen Formate hinaus, kann zudem das Programm der Konferenz online verfolgt werden und bietet allen Interessierten einen ortsunabhängigen Zugang.

Das dreitägige Konferenzprogramm let’s talk! mit den wichtigsten Innovationstreiber:innen des deutschsprachigen Raums bietet am ersten Tag mit Kurzpräsentationen einen Überblick über das digitale Schaffen in den freien Produktionshäusern sowie den Stadt- und Staatstheatern, am zweiten Tag vertiefte Q&A Gespräche, zu denen das Publikum sehr herzlich eingeladen ist mitzudiskutieren, am letzten Tag werden von Kunstschaffenden vier außergewöhnliche, innovative Projekte vorgestellt und zwei Panels wagen einen Ausblick in die Zukunft. Das Konferenzprogramm ist also eine Plattform, wo Wissen und Erfahrungen intensiv ausgetauscht und diskutiert werden können. Es richtet sich an die digital affine Community, steht aber allen Interessierten offen.

Sophie Diesselhorst, Redakteurin von nachtkritik.de, hat als Co-Kuratorin wesentlich zur Gestaltung des Programms beigetragen. Sie ist eine ausgewiesene Kennerin von Netztheater und Onlinebühnen und das Thema (junges) Publikum und (digitales) Theater ist ihr ein besonderes Anliegen. Sie wird im Rahmen des Konferenzprogramms hierzu einen Thementisch und ein Panel moderieren. Herzlichen Dank, liebe Sophie, für Deine guten Ideen und klugen Gedanken!

Wir wünschen allen Besucher:innen des Festivals aufschlussreiche, bewegende, unterhaltsame und inspirierende Erlebnisse und Begegnungen. Darmstadt bietet Publikum UND Fachbesucher:innen ein kuratiertes Programm, das den Stand der künstlerischen Innovationen diskutier-, erfahr- und erlebbar macht.

Daniela Ginten, Festivalleiterin